Der Rat für französischsprachige Angelegenheiten des Verwaltungskreises Biel/Bienne (RFB) ist zutiefst beunruhigt über die Initiativen, die in den deutschsprachigen Regionen den Französischunterricht auf Primarstufe abschaffen wollen. Er fordert eine Verbesse-rung der Sprachunterrichtsmethoden sowie die Konsolidierung und Weiterentwicklung der zweisprachigen Bildungsgänge.

Der RFB hat den Auftrag, die Situation der französischsprachigen Bevölkerung im Verwaltungskreis Biel/Bienne zu stärken, aber auch, die Zweisprachigkeit zu fördern und zum Zusammenhalt im Kanton Bern beizutragen. Dabei unterstützt er den Kanton, der sich in den Regierungsrichtlinien 2023–2026 zum Ziel gesetzt hat, das Potential der Zweisprachigkeit zu nutzen. Unser Kanton spielt eine entscheidende Rolle als Brücke zwischen dem deutschsprachigen und dem französischsprachigen Teil des Landes, namentlich im Bildungsbereich. Dies gilt insbesondere für den Verwaltungskreis Biel/Bienne, wo der Anteil der französischsprachigen Bevölkerung stetig wächst und Frühfranzösisch eine Selbstverständlichkeit ist.

Völlig unerwartet hat die Stadt Bern beschlossen, ihre zweisprachigen Schulklassen zu schliessen. Sie begründet dies damit, dass die beiden Lehrpläne schwer miteinander zu vereinbaren seien. In Biel und anderswo wurde diese Vereinbarkeit jedoch nachgewiesen. Ein weiteres Argument betrifft den Mangel an zweisprachigem Personal. Die pädagogischen Hochschulen des Kantons haben jedoch 2018 einen zweisprachigen Studiengang eröffnet, den bisher 50 Personen mit einem Diplom abgeschlossen haben. Ausserdem müssen Lehrpersonen in zweisprachigen Klassen nicht zwingend zweisprachig sein, auch das zeigen die Erfahrungen in Biel.

Eine weitere bedrohte Institution ist die kantonale Schule französischer Sprache in Bern (École cantonale de langue française de Berne, ECLF), deren Finanzierung vom Bund in Frage gestellt wird, obwohl sie gegründet wurde, um den Kindern des französischsprachigen Bundespersonals und anderen französischsprachigen Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen, eine Schule in ihrer Erst- und Familiensprache zu besuchen.

Wenn in zahlreichen Deutschschweizer Kantonen der Französischunterricht an der Primarschule in Frage gestellt wird, sieht der RFB darin eine Bedrohung für eines der wichtigsten Elemente, die zum nationalen Zusammenhalt und damit zur Stabilität des Landes beitragen. Der Bund hat indessen im Gesetz über die Landessprachen und die Verständigung zwischen den Sprachgemeinschaften (SpG) seinen Willen verankert, die individuelle Mehrsprachigkeit zu fördern. Und das HarmoS-Konkordat verankert auf Bundesebene, dass in der Primarschule zwei Fremdsprachen, wovon eine zweite Landessprache, unterrichtet werden.

Wissenschaftliche Argumente stimmen mit der geltenden Gesetzgebung überein. Aus den zahlreichen Studien in diesem Bereich geht hervor, dass ein früher Beginn des Sprachenlernens über eine lange Zeitspanne die Kompetenzen in einer zweiten oder dritten Sprache erhöht. Experten empfehlen ausserdem die Förderung des zweisprachigen Unterrichts und Sprachaustauschprogramme ab der Primarschule.

Die EDK hat vor Kurzem die Ergebnisse der Studie zur Überprüfung des Erreichens der Grundkompetenzen an der Volksschule veröffentlicht. Diese zeigen, dass die Methoden des Sprachunterrichts verbessert werden müssen. Diese Priorität sollte von der Politik als Instrument zur Stärkung des Zusammenhalts und zur Annäherung der Sprachgemeinschaften unterstützt werden. Die Stimmen, die den Französischunterricht auf die Sekundarstufe verschieben wollen, ignorieren diese Aspekte und instrumentalisieren die Arbeit der Schülerinnen und Schüler. Wären ungenügende Resultate in Mathematik und Geschichte etwa auch ein Grund, den Unterricht in diesen Fächern zu verschieben?

Der RFB unterstützt alle Initiativen zur Stärkung der Zweisprachigkeit. Er begrüsst den Erfolg der zweisprachigen Schule in Biel und hofft, dass sich dieses Projekt weiterentwickeln wird. Er begrüsst auch die insgesamt dreizehn Tagesschulen in Biel, von denen elf zweisprachige Einrichtungen sind. Er möchte die Barrieren und Hindernisse abbauen, die noch immer den Fluss in den individuellen Lebensläufen und im Austausch zwischen den Kultur- und Sprachgemeinschaften behindern. Er protestiert, wenn sich ein Rückschritt abzeichnet, denn er kann sich die Zukunft nicht ohne Mehrsprachigkeit vorstellen. Er fordert deshalb, dass alle Kinder in der Schweiz die Möglichkeit haben sollen, ab den ersten Schuljahren eine zweite Landessprache, in diesem Fall Französisch, zu entdecken und zu erlernen, weil Französisch von fast einem Viertel der Schweizer Bevölkerung gesprochen wird und die am fünfthäufigsten gesprochene Sprache der Welt ist.